Töpfern macht Schule
„Praxis Mittelschule“ ermöglicht Einblick in Töpferhandwerk
Der Familienbetrieb „Töpferei Bösl“ aus Essfeld hatte sich bereit erklärt, einen Töpferkurs mit anschließendem Glasieren und Brennen für Schüler durchzuführen. Die 5. Klasse unserer Mittelschule durfte an zwei Tagen den Schulalltag mit echtem Handwerk tauschen.
Die erste Arbeit bestand darin, ein Gefäß aus einem einzigen Tonklumpen herauszudrücken und in die gewünschte Form zu bringen.
Im nächsten Schritt wurden die SchülerInnen von Töpfermeister Eugen Wilhelm in die „Drehscheibe“ eingewiesen und einer nach dem andern durfte sein eigenes Gefäß drehen. Hierbei war großes Geschick erforderlich, doch die SchülerInnen wuchsen zum Teil über sich selbst hinaus.
Parallel dazu wurde den Kindern gezeigt, wie man ein Tier aus Ton modelliert. Hier gab es viele technische Tipps, dass beim Brand den Tieren nicht Ohren, Schwanz oder Pfötchen abbrechen.
Alle waren mit vollem Eifer und Herzblut dabei. Aufgrund des großen Spaßfaktors bewiesen alle ein erstaunliches Durchhaltevermögen und der erste Vormittag war viel zu schnell um.
Vier Wochen später waren alle gespannt, wie ihre Tonarbeiten den Brand überstanden hatten.
Nun ging es ans Glasieren, wobei die Schwierigkeit darin bestand, dass die Flüssigfarben nur an der Beschriftung der Gefäße zu erkennen sind.
Mittlerweile wurde der Brennofen mit einem Gasbrenner langsam auf über 900 Grad Celsius erhitzt. Während dieser Zeit sammelten die SchülerInnen Laub, das zum speziellen Verfahren des „Raku-Brandes“ benötigt wurde. Die glasierten Gefäße werden bei diesem Niedrigbrand rotglühend einzeln mit einer langen Zange dem Ofen entnommen und in einem Behälter mit organischem Brennstoff (Laub, Sägespäne, etc.) luftdicht eingebettet. Der entstehende Rauch (Kohlenstoff), der Sauerstoffentzug sowie die im Laub enthaltenen Mineralien wirken stark auf den Tonscherben und die Glasurfarbe ein. Blatt- und Grasabdrücke verewigen sich manchmal in der noch weichen Glasur. Durch die stark reduzierende Atmosphäre wird der noch weichen Glasur Sauerstoff entzogen und die Glasurfarbe ändert sich. Kohlenstoff (schwarz) dringt durch Haarrisse und lagert sich im Tonscherben ein, sodass jedes Stück ein unnachahmliches Unikat ist.
Mit strahlenden Augen und mächtig stolz auf ihre getöpferten Unikate verabschiedeten sich die Schüler von Sieglinde Bösl und Eugen Wilhelm.